In Pünderich angekommen nimmt mich Matthias Lay vom Weingut Werner Lay auf seinem Hof in Empfang und führt mich die Treppe zum Weinkeller, dem Hauptquartier des Riesling-Kartells wie er sagt, hinunter zu den weiteren Mitgliedern, die mich herzlich begrüßen. Zu der Truppe gehören auch Tobias Dahm vom Wein- & Wohngut Paulushof, Johannes Busch vom Weingut Clemens Busch und Nico Simonis vom Weingut Simonis sowie Dominik Busch vom Weingut Robert Busch und Markus Busch vom Weingut Markus Busch. Sie alle sind stolze Pündericher Jungwinzer und schon von klein an im Betrieb groß geworden. So war es fast schon vorprogrammiert, dass sie nach Ausbildung in Geisenheim und Auslandserfahrung zum Beispiel in Kalifornien, Südafrika oder Österreich, den Familienbetrieb übernehmen.
Der Keller ist klein, dunkel und feucht – ein perfekter Ort um im Geheimen gemeinsame Pläne zu schmieden. Da stellt sich natürlich als erstes die Frage, wie es dazu kam, dass die sechs das Riesling-Kartell gegründet haben. Tatsächlich, so erzählt mir Dominik, gab es aus dem Winzerstammtisch heraus erst die Idee ein gemeinsames Event zu veranstalten. Bei einem Treffen und einigen Gläsern Wein überlegte die Truppe unter welchem Namen dieses laufen sollte und da natürlich der Riesling mit seiner Vielseitigkeit nicht nur der Lieblingswein der Jungs ist, sondern auch im Moseltal eine große Rolle spielt, ließen sie sich davon inspirieren. „Je später der Abend, desto kreativer wurden wir!“, verrät mir Nico mit einem Schmunzeln. Um die geplante Veranstaltung bewerben zu können fanden sich die sechs bei Johannes vor der Garage ein und schossen in Eigenregie nach ein paar Probeläufen spontan die klassischen Sträflingsfotos, welche mittlerweile Markenzeichen des Riesling-Kartells sind. Erst nach dem Fotoshooting war man sich des Namens für die Gemeinschaft und das Event sicher.
„Freigang“ findet jedes Jahr Mitte Juli statt und es gibt natürlich reichlich guten Wein, Musik und Gaumenfreuden. Zur Weinprobe am ersten Abend laden die Kartellmitglieder immer GastwinzerInnen als „Bewährungshelfer“ ein um die Vielfalt der Regionen aufzuzeigen. 2018 wurde auf der Veranstaltung der Gewinnerwein aus dem Wettbewerb „Germany’s Coolest Wines“, den das Deutsche Weininstitut Ende des vorangegangenen Jahres initiiert hatte präsentiert. 385 Vorschläge waren eingegangen, eine unabhängige Fachjury wählte die besten 20 aus. Um die Abstimmung publik zu machen, drehte die Truppe mit Hilfe von Peter Friesenhahn aus Pünderich spontan und ganz ohne Drehbuch ein kurzes kriminell cooles Video. Woraufhin mehr als 8500 Weinfreunde aus dem In- und Ausland den Cuvée des Pündericher Riesling-Kartells zu Deutschlands coolstem Wein wählten. Dieser gemeinsame Riesling-Cuvée ist eine Besonderheit. „Jeder stellt einen Wein in seinem Weingut auf seine Art und Weise her.“, berichtet Tobias und Matthias erklärt dazu weiter „Im Anschluss liegt die Kunst darin die sechs Weine miteinander zu verheiraten und einen zu kreieren der ausgewogen ist und jedem mundet.“ Das Ergebnis ist knackig, mineralisch und vielseitig – so wie ein Riesling von der Mosel sein muss. Jedes Jahr stellen die Jungs so eine neue Partie her, füllen diese unter strickten Vorgaben ab und verkaufen diese nicht nur direkt über die eigenen Weingüter und einen Weinflaschenautomaten an der Mosel, sondern auch in regionalen Geschäften.
Aber nicht nur regional ist das Pündericher Riesling-Kartell bestens bekannt. Bereits zweimal wurde die Gemeinschaft zur Krimilesung auf der Berlinale eingeladen und auch auf einer Presseshow der ITB waren sie dabei. Noch mehr Bekanntheit erlangte die Truppe durch einen zweiteiligen Kurzfilm zum Thema „Abenteuer Mosel“, der im Auftrag vom Moselwein e.V. Trier und in Zusammenarbeit mit Daniel Roesner, bekannt aus Alarm für Cobra 11, entstanden ist. In diesem Film spielt das Riesling-Kartell eine wichtige Rolle. So muss man sich nicht wundern, dass die Jungs unter genauster Beobachtung stehen und von der örtlichen Polizei zu diversen Veranstaltungen eskortiert oder von dort in Handschellen abgeführt werden. Denn bei solch verboten guten Weinen muss man ein Auge auf die Machenschaften haben.
Zwei Fragen an die Jungs vom Riesling-Kartell
1. Habt ihr einen Lieblingsplatz im Zeller Land?
„Natürlich Pünderich, unser Kartell-Keller und die Aussicht aus den Steillagen sowie vom Prinzenkopfturm!.“
2. Was habt ihr noch so für die Zukunft geplant?
„Geplant haben wir noch nie irgendwas, aber ein paar Ideen schweben uns schon vor!.“